17. August 2018 (aktualisiert am 28. Februar 2024)      Erstellt von Jennifer Schmitz      Internet und DSL

LTE: Alternative zum DSL-Anschluss?

Gigabit-Deutschland? Noch in weiter Ferne. 

Deutschland hinkt beim Thema Breitbandinternet hinterher. Trotz des Ziels „Gigabit Deutschland“ und der Investitionen und Förderungen in den Breitbandausbau, liegt der Glasfaseranschluss vieler Gebäude nach wie vor in weiter Ferne. So stieg der Anteil an Glasfaseranschlüssen an allen Anschlussarten in Deutschland von 1,2 % im Jahr 2014 um lediglich 1,1 Prozentpunkte auf 2,3 % im Jahr 2017. Viele müssen sich, egal bei welcher Anschlussart, immer noch mit lahmen Internetverbindungen herumschlagen. Dies zeigt auch die durchschnittliche Download-Bandbreite in Deutschland 2017, die bei lediglich 15,3 Mbit/s lag.

Anteil Glasfaser und Bandbreite in Deutschland 

Viele Haushalte, gerade in ländlichen Gebieten, würden sich sicher über Download-Raten in diesem Bereich freuen. Mehr als 45 % der Anwender in Deutschland surften 2017 immer noch mit weniger als 16 Mbit/s – 8,5 % aller Anwender sogar nur mit Datenraten von unter 6 Mbit/s.

Bandbreitenverteilung DSL-Anschlüsse

Kein Wunder also, dass sich viele Anwender nach Alternativen umsehen, die Mobilfunkanbieter zu schaffen gedenken.

LTE als Alternative zum langsamen DSL-Anschluss 

LTE – Long Term Evolution – ist ein recht neuer Mobilfunkstandard, der schnelleres mobiles Internet verspricht. So sind, je nach Mobilfunkanbieter, bis zu 500 Mbit/s im Downstream und bis zu 50 Mbit/s im Upstream möglich. Diese Werte schlagen aktuelle DSL-Anschlüsse, insbesondere, wenn man die Durchschnittwerte betrachtet, um Längen. Warum denn mit Kabel surfen, wenn es so doch viel einfacher geht? Immerhin muss man so nicht warten, bis der Anbieter ein Kabel verlegt oder das bereits vorhandene Netz ausbaut. Gerade in ländlichen Gegenden kann die Internetanbindung via Funk, wo gar kein DSL oder nur langsames anliegt, die Lösung bringen. Zwar gibt es keine Angebote, die die maximalen 500 Mbit/s versprechen, doch bewegen sich die meisten LTE-Tarife im Bereich 20-200 Mbit/s. Und das in einer Preisspanne von 25 bis 50 Euro pro Monat – nicht super günstig, aber auch nicht teurer, als der herkömmliche DSL-Anschluss.

Flexibler ist der Kunde damit auch: Viele Mobilfunkanbieter verzichten auf lange Vertragslaufzeiten. Einige Angebote sind sogar tageweise buchbar. Lediglich die Anschaffung eines LTE-Routers ist nötig.

LTE statt DSL: Nur mit großen Einschränkungen eine Lösung

Klingt traumhaft? Leider gibt es immer noch die andere Seite der Medaille. Vergessen darf man nicht: LTE ist ein Funkstandard. Funk-Verbindungen sind immer instabiler als Kabelverbindungen. Hinzu kommt: Funkzellen sind mit gewissen Bandbreiten ausgestattet, welche von allen Nutzern, die auf dieser Zelle geschaltet sind, geteilt werden. Sind Sie also nicht alleine mit mangelnder DSL-Bandbreite in Ihrem Gebiet und alle Nachbarn setzen, wie Sie, auf LTE, wird die Verbindung langsamer. So kann es sein, dass Sie am Ende wieder schlechter dastehen, sofern der Anbieter nicht jedem Nutzer eine gewisse Bandbreite zur Verfügung stellt.

Weiterhin mit Vorsicht zu genießen sind Funk-Verbindungen in Häusern mit dicken Wänden und kleinen Fenstern oder wenn sie aus Stahlbeton gefertigt sind. Dies beeinträchtigt den Empfang enorm. Besonders im ländlichen Raum ist auf die Netzabdeckung zu achten. Vergleichen Sie daher vor der Buchung die Netzabdeckungskarten der vorhandenen Anbieter oder prüfen Sie diese mit Ihrem Smartphone. 

Ein weiterer wichtiger Nachteil ist das Fehlen einer echten Internetflatrate. Die Datenvolumina der LTE-Tarife sind im Regelfall stark begrenzt – die Telekom bietet z.B. Tarife mit 30 oder 100 Gigabyte (GB), Vodafone mit 50 GB und O2 mit 20 GB – danach wird die Geschwindigkeit aber stark gedrosselt. Von den hohen Bandbreiten von LTE merkt man dann nichts mehr: Im besten Fall surft man mit 1 Mbit/s weiter, im schlechtesten Fall mit nur 32 Kbit/s. Datenvolumen nach zu buchen ist, wenn es überhaupt möglich ist, nur gegen hohes Entgelt möglich. Und so muss man sich das Megabyte im mobilen Internet Deutschlands nach wie vor teuer erkaufen.

Preis für Datenvolumen in der EU

Klar ist: Streamer, Wohngemeinschaften und Familien sind mit diesem Datenvolumen eher schlecht als recht ausgestattet und stoßen mit LTE als DSL-Alternative schnell an ihre Grenzen.

Fazit: LTE als DSL-Alternative 

Für einige Anwender mag LTE eine echte Alternative zum klassischen DSL-Anschluss sein. Dies aber auch nur, wenn die folgenden Faktoren zutreffen:

  • Die LTE-Abdeckung im Nutzungsgebiet ist hervorragend
  • Nicht zu viele Anwender nutzen LTE auf einer Antenne
  • Die Dämpfung im Gebäude hält sich in Grenzen
  • Der Internetanschluss wird für volumenarme Anwendungen genutzt, nicht für Streaming und Co.

Die Masse der Internetnutzer wird jedoch mit einem richtigen DSL-Anschluss nach wie vor besser dastehen.

Quelle der Statistiken dieses Artikels: statista.de