23. März 2021 (aktualisiert am 12. Mai 2021)      Erstellt von Viktoria Szostakowski      Arbeitsleben

Fake Work: Viel gearbeitet, aber irgendwie doch nichts geschafft

Das Phänomen kennen wir alle: Wir sind den ganzen Tag unterwegs, halten unendliche Meetings ab, verschicken unzählige E-Mails und erledigen zahlreiche To-Do‘s – und zum Feierabend haben wir gefühlt nichts geschafft. Dieses Phänomen hat jetzt einen Namen, nämlich Fake Work. Bekannt wurde die Idee des Fake Work durch die amerikanischen Unternehmer Brent D. Peterson und Gaylan W. Nielson. Doch „Kleinkram“ ist nicht immer gleich „Fake Work“. Wie sich Fake Work definiert und wie es sich vermeiden lässt, erfahren Sie hier.

Fake Work: Was ist das?

Bei Fake Work handelt es sich, wie der Name schon sagt, um keine richtige Arbeit, auch wenn sie sich so anfühlt und von außen so scheint. Der Unterschied zwischen „richtiger“ und „falscher“ Arbeit liegt darin, dass Fake Work keine Ergebnisse erzielt und die Aufgaben und Projekte nicht voranbringt. Zu Fake Work zählen beispielsweise das Verfassen von überflüssigen E-Mails oder das Abhalten von Meetings, die der Ordnung halber stattfinden müssen, am Ende aber ergebnislos bleiben. Diese Scheintätigkeiten rauben Zeit und Energie, die besser für zielführende Tätigkeiten genutzt werden sollten.

Man könnte meinen, dass Fake Work hin und wieder üblich und daher akzeptabel und nicht weiter schädlich sei. Doch tatsächlich bringt Fake Work einige Nachteile sowohl für Arbeitnehmer als auch das Unternehmen mit sich. Zunächst sei die Zeitverschwendung genannt, die mit Fake Work entsteht. Durch die Beschäftigung mit unnützen Aufgaben leidet die Produktivität und wichtige Aufgaben werden immer weiter aufgeschoben. Weiterhin bedeutet Fake Work für Unternehmen enorme Kosten, da teure Arbeitszeit zu keinen Ergebnissen führt. Als weitere Folge von Fake Work kann genannt werden, dass sich diese auf die Zufriedenheit der Mitarbeiter auswirken kann. Stundenlange Arbeit ohne erfreuliche Ergebnisse kann zu Frust, Selbstzweifeln und Unsicherheiten führen.

Fake Work vermeiden: Hilfreiche Tipps gegen Fake Work

t3N hat ihre Twitter-Community gefragt, inwiefern das Home Office, welches seit Beginn der weltweiten Corona-Pandemie in vielen Unternehmen zur Tagesordnung gehört, das Aufkommen von Fake Work beeinflusst. Das erstaunliche Ergebnis ist: Mehr als 75 Prozent geben an, dass sich nichts änderte oder Fake Work eher weniger wird. Weiterhin berichten Selbstständige, dass es das Phänomen bei ihnen seltener gebe. Es lässt sich also vermuten, dass Fake Work dann aufkommt, wenn Menschen ihre Selbstbestimmtheit abgeben müssen. Fake Work ist damit keine Prokrastination, sondern ein Reibungsverlust.

Im Folgenden stellen wir Ihnen hilfreiche Tipps vor, wie Sie in Zukunft Fake Work vermeiden können:

  1. Reflektieren Sie Ihre alltäglichen Aufgaben
    In Ihrem Arbeitsalltag findet sich sicherlich die eine oder andere Aufgabe, die Ihre Effektivität und Produktivität aufhält. Identifizieren Sie diese und streichen Sie es von Ihrer To Do-Liste. Führen Sie auch eine zusätzliche Kontrollliste, in der Sie festhalten, wie viel Zeit Sie für eine Aufgabe mit welchem Ergebnis benötigen. Findet sich darin eine Tätigkeit wider, die viel Energie und Zeit kostet, jedoch letztlich überflüssig und nicht zielführend ist, können Sie diese Fake Work getrost aus Ihrem Arbeitsalltag streichen. Es ist ebenfalls hilfreich, sich immer zu fragen, welchen Zweck die gerade getätigte Aufgabe erfüllt.
  2. Klare Ziele definieren
    Besonders hilfreich, um Fake Work zu vermeiden, ist es, klare Ziele zu formulieren und somit den Arbeitsalltag zu strukturieren. Prüfen Sie vor jeder Aufgabe, inwiefern diese zielführend oder vielleicht auch verzichtbar ist. Bei jeder Aufgabe sollten Sie das Gefühl haben, dass Sie diese Ihrem Ziel näherbringt.
  3. Lassen Sie Ihren Arbeitsfluss nicht unterbrechen
    Fake Work-Aufgaben sind meistens die, die unerwartet dazwischen fallen. Es passiert nicht selten, dass während der konzentrierten Arbeit an der To Do-Liste eine unerwartete Bitte oder Nachfrage von Kollegen*innen dazwischen fällt. Zwar sind Teamgefühl und Zusammenarbeit für das Arbeitsklima sehr wichtig, jedoch haben diese auch seine Grenzen. Und insbesondere dann, wenn wichtige Aufgaben darunter leiden. Versuchen Sie daher, Ablenkungen durch Andere aus dem Weg zu gehen und gegebenenfalls auch mal höflich Nein zu sagen.
  4. Machen Sie Ihre Arbeit messbar
    Fake Work schleicht sich oft dann ein, wenn Arbeitsprozesse nicht übersichtlich und somit nicht messbar sind. Setzen Sie sich Meilensteine, um nachvollziehen zu können, wie viel Sie am Tag geschafft haben. Auf diese Weise können Sie auch Erfolge feiern. Störende Nebenbeschäftigungen und Zeitfresser können damit besser eliminiert werden. Setzen Sie ein Haken nach jeder erfolgreich erledigten Aufgabe und schaffen Sie einen Überblick des Ausmaßes an verübter Fake Work.
  5. Bleiben Sie auf sich konzentriert
    Wer die Aufgaben Anderer übernimmt und eigene Prioritäten vergisst, fällt schnell in einen Strudel aus Fake Work. Lernen Sie, Aufgaben abzugeben bzw. abzulehnen und bleiben Sie auf Ihre Ziele konzentriert. Geben Sie auch Aufgaben ab, für die andere Kollegen qualifizierter sind und wahrscheinlich weniger Zeit damit verschwenden werden als Sie.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Fake Work lediglich Energie, Zeit und Spaß raubt. Somit ist es durchaus sinnvoll, die vorgeschlagenen Tipps zu beherzigen. Jedoch sollten sie sich nicht dem Druck aussetzen, jeden Arbeitstag nach einem ideal strukturierten Plan ablaufen zu lassen. Es ist vollkommen in Ordnung, wenn Aufgaben mal liegen bleiben - insbesondere dann, wenn deren Bearbeitung durch äußere Faktoren gestört werden. Jedoch sollten Sie Ihre Priorität stets auf Ihr Wohlbefinden und Ihre Zufriedenheit im Arbeitsalltag legen. Sobald Sie merken, dass Sie aufgrund vieler Aufgaben ausgelaugt und lustlos sind, sollten Sie handeln. Ein Teamgespräch, bei denen Schwierigkeiten angesprochen und um Hilfe und Ratschläge gebeten wird, kann ebenfalls durchaus hilfreich sein.