18. Mai 2018 (aktualisiert am 27. April 2022)      Erstellt von Melanie Heß      Arbeitsleben

Flexible Arbeitszeitmodelle

Die Modernisierung und Umstrukturierung an Arbeitsplätzen lässt sich nicht nur an der Einführung neuer Technologien oder der Digitalisierung erkennen. Auch grundlegende Arbeitsweisen werden stetig optimiert und das mit einem klaren Ziel: Hohe Effizienz. Zu dieser Optimierung zählen auch flexiblere und innovativere Arbeitszeitmodelle. Immer mehr Unternehmen versuchen sich an Alternativen zum klassischen 8-Stunden-Tag. Vor allem Startups zeigen Mut zur Veränderung und wollen das eigene Unternehmen durch flexible Arbeitszeiten für qualifizierte Bewerber attraktiver machen, um so trotz niedrigem Budget und dadurch niedrigeren Gehältern als in großen Unternehmen Fachkräfte für sich zu gewinnen.

Bessere Work-Life-Balance dank flexiblen Arbeitszeiten

Für manche sind flexiblere Arbeitszeiten vorteilhaft, um Familienleben und Job unter einen Hut zu bekommen. Werden sogar Arbeitszeiten gekürzt und Mitarbeiter erhalten etwas mehr Freizeit, kann das sehr positive gesundheitliche Auswirkungen haben. Es bleibt mehr Zeit für Hobbys, Freunde und Familie und dadurch kann die Zufriedenheit und Arbeitsmotivation deutlich steigen. Alles wünschenswerte Faktoren für jeden Arbeitsplatz.

Diese Arbeitszeitmodelle gibt es

1. Home Office

Das Arbeiten von Zuhause bringt viele Vorteile mit sich. Man spart den Arbeitsweg und zum Teil langes Pendeln, kann die Zeit selbstständig einteilen und so auch Privates zu Zeiten erledigen, die man sonst im Büro säße. Doch auch da gibt es ein Risiko: Menschen, die im Home Office arbeiten, müssen verantwortungsbewusst sein. Ablenkungen winken an jeder Ecke und stören die Effektivität. Daher ist es wichtig, auch im Home Office eine klare Grenze zwischen Arbeit und Privatem zu ziehen. Außerdem fühlen sich viele Home Office Kollegen abgeschnitten vom aktuellen Geschehen in der Firma. Die Digitalisierung schmälert dieses Problem aber, die hilft, auch von Zuhause Zugriff auf die wichtigen Daten zu haben und über Tools, wie der virtuellen Telefonanlage, auch über die normale Büronummer erreichbar zu sein. Beachtet man aber die wichtigen Tipps und Strategien, kann man im Home Office sehr erfolgreich arbeiten und gewinnt an Work-Life-Balance. Auch wir haben bereits häufiger über das Thema Home Office berichtet und geben Tipps und Strategien, wie es damit klappen kann: fonial über das Arbeitsleben

2. Jobsharing

Dieses Modell ist eine Art Teilzeitarbeit. Dabei teilen sich mindestens zwei Beschäftigte eine Arbeitsstelle bzw. das Arbeitspensum. Dabei ist viel Absprache und gute Kommunikation ein Muss. Für Teilzeitkräfte bedeutet dieses Modell eine gute Möglichkeit sich besser in große Projekte einzubringen und dieses auch erfolgreich durchführen zu können, und das obwohl sie weniger Präsenz zeigen als Vollzeitkräfte.

Beim Jobsharing handelt es sich in der Regel um 2 Teilzeitkräfte, die einen Vollzeitjob machen. Dabei wird meist jeweils halbtags gearbeitet und am Ende der jeweiligen Arbeitszeit eine Übergabe gemacht, sodass der andere „Jobsharer“ nahtlos übernehmen kann. Wie bereits erwähnt benötigt diese Art Modell eine große Kommunikationsstärke, klare Kommunikation und eine enge Abstimmung in der Arbeitsweise. Es ermöglicht jedoch vielen Menschen, die nur halbtags arbeiten können, einen Schritt ins Berufleben – und Unternehmen qualifizierte Mitarbeiter, die sie bei einer strikten Ausrichtung auf Vollzeitmitarbeiter nicht hätten.

3. Arbeitszeitverkürzung: Die 4-Tage-Woche / Der 5-Stunden-Tag

Nur 4 Tage anstatt 5 ins Büro kommen oder 5 Stunden statt 8 Stunden pro Tag arbeiten. Hört sich im ersten Moment utopisch an. Mit Motivation und effizienteren Arbeitsweisen wird dies aber schon in einigen Unternehmen umgesetzt. Ob es bei der 4-Tage-Woche trotzdem bei 8 Stunden pro Tag bleibt, oder länger gearbeitet wird, muss individuell entschieden werden. In einigen Fällen wird einfach der Tag weggenommen. Andere erhöhen die Arbeitszeit an 4 Tagen in der Woche, sodass der 5. Tag quasi vorgearbeitet wird und so frei gemacht werden kann. Ob ein Tag einfach frei ist oder der Tag von 8 auf 5 Stunden schrumpft: Versuche zeigten, dass Mitarbeiter motivierter und effizienter arbeiteten. Die Arbeitszeit wurde weniger für private Gespräche und Kaffee genutzt, da sie extrem verknappt wurde, die Arbeit wurde effizienter und effektiver erledigt. In einem Artikel der t3n berichten 4 Gründer über Ihre positiven Erfahrungen mit der 4-Tage-Woche.

4. Vertrauensarbeitszeit

Bei diesem Modell ist nicht nur die Arbeitszeit, sondern auch der Ort oft freigestellt. Es werden klare Arbeitsziele und Fristen definiert, der Arbeitnehmer setzt diese Ziele und Projekte dann in selbst festgelegter Arbeitszeit um. Hier wird – wie der Name schon vermuten lässt – viel Vertrauen in seine Mitarbeiter vorausgesetzt.

5. Gleitzeit

Ein bekannteres Arbeitszeitmodell und in vielen Unternehmen schon Alltag: die Gleitzeit. Dabei werden feste Kernarbeitszeiten festgelegt, zu denen die Anwesenheit Pflicht ist. Es steht dem Arbeitnehmer aber frei, früher zu kommen oder später zu gehen. Lediglich in der definierten Zeit muss man am Arbeitsplatz sein. Auch so können Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit flexibler gestalten: Fangen sie an einem Tag früher an, so können sie auch früher gehen und andersherum. Auch kann an einem Tag für den nächsten Tag vorgearbeitet werden. Meist gelingt dies aber nur mit technischer Unterstützung: Die Arbeitszeit wird bei Gleitzeit oft mit einem Zeiterfassungssystem getrackt – ein Arbeitszeitkonto gibt aus, wie viele Stunden man noch machen muss oder wie viele Stunden „Überschuss“ entstanden ist. Dies kann man dann flexibel aufarbeiten oder einsetzen.

Mögliche Probleme mit flexiblen Arbeitszeiten

Viele dieser neuen Modelle beanspruchen bestimmte Kompetenzen vermehrt und viel intensiver als sonst. In vielen Fällen wird erhöhte Disziplin, Verantwortungsbewusstsein und einwandfreie Kommunikation erforderlich. Das kann eine Herausforderung sein, die je nach Charakter des Mitarbeiters belastend oder leistungsfördernd sein kann. Für einige sind manche flexiblen Arbeitszeitmodelle ungeeignet. Jedes Unternehmen muss individuell ausprobieren, was zu den Mitarbeitern passt und umsetzbar ist – und natürlich, ob die Vorgesetzten mit der abnehmenden Kontrollmöglichkeit klarkommen. Wichtig bei der Einführung neuer Arbeitszeitmodelle ist eine enge Absprache mit den Mitarbeitern und die Berücksichtigung individueller Bedürfnisse. Ein Versuch kann sich lohnen.