Mehrfrequenzwahlverfahren

Was bedeutet "Mehrfrequenzwahlverfahren"?

Das Mehrfrequenzwahlverfahren (MFV), auch Dual-Tone Multiple-Frequency (DTMF) genannt, bezeichnet eine Technik, mit der die am Telefon gewählten Rufnummern an eine Vermittlungsstelle übertragen werden können. MFV ist in der analogen Telefontechnik das am häufigsten genutzte Verfahren, um eine Rufnummer an eine Vermittlungsstelle oder eine Telefonanlage zu übermitteln.

Technik des Mehrfrequenzwahlverfahren

Mit MFV oder DTMF löst die Wahl einer Taste am Telefon die Übertragung eines Tones aus, mit der die Taste identifiziert werden kann. Für jede Spalte und jede Zeile ist eine Frequenz zugeordnet. So entsteht ein Tonfrequenzpaar, welches dann von der Vermittlungsstelle gefiltert und ausgewertet wird. Signaldauer, Signalunterbrechung, Amplituden und Frequenztoleranzen sind standardisiert.

Geschichte des Mehrfrequenswahlverfahrens

Das Mehrfrequenzwahlverfahren wurde bereits in den 1960er Jahren entwickelt und schon 1963 in Telefonnetzen der USA eingesetzt. 1988 standardisierte die ITU (International Telecommunication Union: Internationale Fernmeldeunion) das Verfahren unter der Bezeichnung Q.23. Seit 1990 ist es das bei analogen Telefonanschlüssen meist verwendete Verfahren zur Übermittlung der gewählten Rufnummer.

Somit löste das Mehrfrequenzwahlverfahren das zuvor verwendete Impulswahlverfahren ab. Bei dem Impulswahlverfahren wurden die Impulse durch eine Wahlscheibe erzeugt und von relativ einfachen elektromechanischen Baugruppen interpretiert. Für das Mehrfrequenzwahlverfahren hingegen werden elektronische Schaltungen gebraucht. Der Vorteil von MFV besteht darin, dass es schneller arbeitet.

Die meisten modernen privaten Telefonanlagen für analoge Endgeräte unterstützen beide Wahlverfahren. Es sind jedoch weiterhin alte Telefonanlagen in Betrieb, die nur das IWV unterstützen, als auch Systeme, die ausschließlich für MFV geeignet sind.

Die Wahltöne sind auch zu Fernsteuerungszwecken nutzbar. Da diese inband über Sprachkanäle übertragen werden und sich auch während einer aufgebauten Verbindung durch die Betätigung einer Wahltaste erzeugen lassen, können aus der Ferne Befehle ausgesetzt werden. So ist es zum Beispiel oft möglich, einen entfernten Anrufbeantworter über die Wahltöne anzusteuern und abzufragen. Auf diese Weise werden auch beispielsweise Sprachmenüs (IVR) durch die gewählten Tasten ausgewertet und die gewünschte Funktion ermittelt.

Mehrfrequenzwahlverfahren in der IP-Telefonie

Aufgrund der starken Kompression und der Nutzung bestimmter Audiocodecs kann die Übertragung der Wahltöne über ein IP-Netz zu einem entfernten Gerät zu Problemen führen, so kann die Übertragungsqualität der gewählten Tonfrequent beeinträchtigt werden und somit die Interpretation dieser nicht mehr zuverlässig sein. Während bestimmte Audiocodecs wie G.711 die Inbandübertragung unterstützen, benötigen andere Codecs ein alternatives Übertragungsverfahren.

Dieses alternative Übertragungsverfahren nutzt die Outbandübertragung. Das bedeutet, dass die Mehrfrequenztöne nicht original, sondern in Daten kodiert übermittelt werden. Ein oft benutztes Übertragungsverfahren ist RFC 2833 oder auch RTP genannt. Die Multifrequenztöne werden aus dem Signal herausgefiltert und im Informationskanal als separate Datenpakete übertragen. Einige SIP-Clients verwenden RFC 2833 parallel zu Inband. Damit ist sichergestellt, dass die Daten ohne Veränderung so ankommen, wie sie verschickt werden. Die Telefonanlagen und Vermittlungsserver müssen diese Übertragung allerdings unterstützen.

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