ALL-IP-Umstellung

Was bedeutet "ALL-IP"?

Bisher wurden verschiedene Datenströme (Telefonie, Fernsehen ...) über verschiedene Netzwerke versendet und empfangen. ALL-IP ist der Zusammenschluss dieser Übertragungstechniken. Der gesamte Datenaustausch findet dann nämlich nur noch über das Internet statt, auf Basis des „Internet Protocol“ (kurz: IP). Dieses Netzwerkprotokoll ist die Grundlage für die Übertragung von Datenpaketen über das Internet. Durch die ALL-IP Umstellung, die vor allem von der Telekom vorangetrieben wird, können Telefonie, Streaming, Fax und weitere Dienste über das Internet abgewickelt werden. Ein beliebter Ausdruck, der auch als Synonym zu ALL-IP genutzt wird, ist das „Next Generation Network“ (NGN).

Umstellung auf ALL-IP: Bedeutsame Schritte für die Digitalisierung

Schon lange wird von ihr gesprochen, 2018 war das gesetzte Ziel der vollständigen Umsetzung: Gemeint ist die ALL-IP Umstellung der Telekom. Die Tage von ISDN sind langsam gezählt. Denn nicht nur die Telekom setzt auf die IP-Zukunft, auch andere Anbieter werden dem Beispiel folgen. Fest steht, dass jeder davon betroffen sein wird.

Zwei Jahre und viele Baustellen später ist es so weit: Im Mai 2020 meldeten die Telekom und alternative Telekommunikationsanbieter die Umstellung von rund 1,5 Millionen DSL-Datenanschlüsse auf das Internet-Protokoll als abgeschlossen. Bis Ende 2022 sollen nun noch die reinen Sprachtelefon- und ISDN-Mehrgeräteanschlüsse ohne DSL-Datenanteil folgen. Obwohl die Umstellung unserer digitalen Welt auf vielerlei Weise schon verändert hat, haben sich viele noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt. Nachfolgend klären wir ganz ausführlich über den Begriff „ALL-IP“ und die Folgen der Umstellung auf.

Was ist der Unterschied zwischen ALL-IP und VoIP?

VoIP ist ein Bestandteil von ALL-IP. Mit ALL-IP ist „das große Ganze“ gemeint, der Zusammenschluss von verschiedenen Übertragungstechniken auf nur eine, nämlich das Internet. Auch die Telefonie stellt eine dieser Übertragungstechniken dar. VoIP ist die Abkürzung für „Voice over IP“, das bedeutet in etwa „Sprache über Internetprotokoll“. Dabei handelt es sich um die Internettelefonie. Es bezeichnet die Umwandlung von Sprachsignalen in Datenpakete, die dann über das Internet versendet werden. Sobald diese Datenpakete beim Empfänger ankommen, werden sie wieder entschlüsselt und sind dem Empfänger als Sprachsignale verständlich. Wenn VoIP genutzt wird, wird das Telefon direkt über den DSL-Router angeschlossen. Somit sind ALL-IP und VoIP nicht das gleiche, VoIP bildet aber ein wichtiges Element von ALL-IP.

ALL-IP

Was wurde schon erreicht und was steht noch aus?

Seit dem Jahr 2015 wurden durch die Deutsche Telekommen und weitere alternative Telekommunikationsunternehmen über 1,5 Millionen DSL-Datenanschlüsse auf das Internet-Protokoll (IP) umgestellt. Nun gilt das Projekt ALL-IP-Umstellung als abgeschlossen. Dies verkündete Kerstin Baumgart, die Leiterin des Geschäftsbereich Wholesale bei der Telekom Deutschland: „Alle DSL-Wholesale-Anschlüsse werden nun auf der neuen Infrastruktur produziert“.

Die Migration erfolgte in verschiedenen Etappen, die die Umstellung vorbereiteten. Anfang 2020 wurden schließlich die ersten Abschaltungen der alten ISDN-basierten Technologie vorgenommen. Seit Mai 2020 laufen alle DSL-Anschlüsse über das zukünftige IP-Netz und sind somit auf dem neusten Stand der Internettechnologie.

Die IP-Migration geschah branchenweit und in engem Zusammenspiel zwischen den Telekommunikationsunternehmen. Grützner, Geschäftsführer des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), betont, dass der Erfolg der Umstellung auf der konsequenten Umsetzung aller Beteiligten basiert. „Durch eine kooperative Zusammenarbeit und eine konsequente Einbeziehung der Kunden konnten die Umschaltzeiten auf ein Minimum reduziert werden und die Migration konnte nahezu geräuschlos erfolgen“, so Grützner weiter.

Es steht wohl noch die Migration der reinen Sprachtelefon- und ISDN-Mehrgeräteanschlüsse ohne DSL-Datenanteil auf die IP-Technologie aus. Jedoch sei dieses Vorhaben momentan am laufen und es kann bis Ende 2020 mit einem endgültigen Abschluss gerechnet werden.

Warum ALL-IP?

Die Vorteile der ALL-IP Umstellung sind zahlreich. Es profitieren sowohl Anbieter als auch Nutzer von der Abwicklung verschiedener Dienste über ein Netzwerk. Die Kostenersparnis ist auf beiden Seiten hoch. Für Betreiber ist es günstiger nur ein Netz zu betreiben. Für Kunden werden Verträge dadurch in der Regel auch günstiger, außerdem können verschiedene Dienste oft direkt von einem Anbieter bezogen werden. Das sorgt ebenfalls für niedrige Preise und eine leichtere Übersicht für den Kunden. ALL-IP ist Teil einer modernen und effizienten Zukunft.

Muss ich die ALL-IP-Umstellung mitmachen?

In Grunde ist ein Vollzug dieser Umstellung unausweichlich. Gerade bei der Telefonie wird der Umstieg sehr schnell vorangetrieben. Die Telekom will bis Ende 2018 alle ISDN-Anschlüsse abgeschaltet haben und komplett auf IP-Telefonie umsteigen. Dabei befindet sich die Telekom in der Vorreiter-Rolle, andere Anbieter wollen ihren Kunden etwas mehr Zeit für den Umstieg geben, werden aber definitiv kurzfristig nachziehen. Wenn Ihr Anschluss von der Umstellung betroffen ist, werden Sie schriftlich darüber informiert und haben die Möglichkeit einen neuen Vertrag mit Ihrem Anbieter einzugehen. Ein neuer Vertrag wird notwendig, weil die angebotenen Leistungen sich ändern und das vertraglich festgehalten werden muss. Die Telekom führt sogar „Zwangsmigrationen“ bzw. „harte Migrationen“ durch, falls keine Reaktion auf die Ankündigung folgt. Möglich ist auch eine Kündigung durch die Telekom. Das liegt daran, dass die zuvor erhaltene Leistung durch das Abschalten der ISDN-Anschlüsse nicht mehr existiert. Eine Zwangsmigration mag sich rigoros anhören, irgendwann bleibt den Anbietern allerdings nichts anderes mehr übrig, denn ISDN ist veraltet und wird durch neue Technologien abgelöst werden. Betroffen sind nicht nur Privat- sondern auch Geschäftskunden. Und diese äußern größtenteils eine hohe Zufriedenheit mit VoIP.

Voraussetzungen für ALL-IP

Wenn Ihr Anschluss von einer Migration zur IP-Telefonie betroffen ist, dann sind mehrere Aspekte zu beachten. Prüfen Sie die folgenden Schritte, um einen reibungslosen Ablauf der Umstellung zu ermöglichen:

  • Ausreichende Bandbreitehttps://www.fonial.de/wissen/begriff/bandbreite/: Wenn mehr Dienste über das Internet abgewickelt werden, wird automatisch mehr Bandbreite beansprucht. Um eine stabile Gesprächsverbindung und saubere Übertragung der Stimme zu garantieren, raten wir Ihnen dazu die benötigte Bandbreite zu überschlagen. Rechnen Sie für ein VoIP-Gespräch 80-100 kBit/s, bei HD-Telefonie bis zu 150 kBit/s,  im Up- und Downstream ein und lassen Sie auch den sonstigen Internetverbrauch nicht außer Acht.
  • IP-fähiger Router: Überprüfen Sie, ob Sie bereits einen Router besitzen, der für einen IP-Anschluss geeignet ist. Wenn nicht, dann brauchen Sie ein neues Gerät. Die meisten modernen Router sind IP-fähige Router, mit welchen Sie ohne Probleme auch über ALL-IP telefonieren können. Wir haben besonders gute Erfahrungen mit den verschiedenen Modellen der Fritzbox von AVM gemacht. Diese Router bieten ein gutes Preis-Leistungsverhältnis und Modelle für jeden Bedarf.
  • Telefondose und DSL-Kabel: Eine Telefondose sowie ein DSL-Kabel sind Pflicht. Wenn Ihr Router für einen IP-Anschluss geeignet ist, kann es sein, dass Sie bereits ein DSL-Kabel besitzen. Ansonsten muss auch hier nachgerüstet werden.
  • IP-Telefone: Natürlich benötigen Sie auch IP-fähige Telefone. Diese unterscheiden sich kaum von herkömmlichen Telefonen, werden nur über ein LAN-Kabel an einen Router oder Switch angeschlossen. Wenn Sie einen Router, z.B. eine Fritzbox, mit integrierter Telefonfunktion (DECT-Basis) haben, so können Sie auch Ihr schnurloses Telefon anbinden. Natürlich geht dies auch ohne Fritzbox: Die meisten DECT-Handsets (DECT meint hier den Funkstandard) können mit einer Basisstation betrieben werden. Diese wird an den Router angeklemmt und senden dann die Funksignale. 
  • Nutzung von Sonderdiensten: Wenn Sie einen Hausnotruf oder eine Alarmanlage installiert haben, prüfen Sie ob diese mit dem IP-Anschluss noch funktionsfähig ist. Halten Sie ggf. Rücksprache mit dem Hersteller über alternative Lösungen.

Vorteile von ALL-IP

Aus ALL-IP kann ein großer Nutzen gezogen werden. Besonders im Bereich der IP-Telefonie eröffnen sich sehr viele Vorteile und neue Möglichkeiten. Auch in Unternehmen kann von ALL-IP profitiert werden. Denn auch Telefonanlagen können VoIP-fähig gemacht werden, oder es können Cloud-Telefonanlagen zum Einsatz kommen.

  • Kostenersparnis: Viele Dienste wie Telefonie oder Streaming können gebündelt von einem Anbieter bezogen werden. Dadurch können Kosten gespart werden. Angenehmer Nebeneffekt: Eine ordentliche Übersicht über abgeschlossene Verträge und dadurch eine bessere Kontrolle über Ausgaben.
  • Größerer Leistungsumfang: Trotz niedrigerer Preise werden meist mehr Leistungen angeboten. Der Kunde profitiert so direkt doppelt.
  • Standortunabhängigkeit: Unternehmen können ganz unkompliziert mehrere Firmenstandorte mit einbeziehen. Und auch für das Home Office ist IP-Telefonie praktisch. Unter einer Rufnummer auf verschiedenen Geräten erreichbar sein ist nur durch die ALL-IP Umstellung möglich.
  • Keine Bindung mehr an Hardware: Nutzer einer Cloud-Telefonanlage können getrost auf teure und unpraktische Hardware verzichten. Das Beziehen des Dienstes aus einer Cloud spart Kosten und ist einfach.
  • Hoher Funktionsumfang: Telefonie ist nicht mehr das, was sie einmal war. Zahlreiche Funktionen erleichtern den Alltag und könnend das Arbeitsleben effizienter gestalten.
  • Andauernder Ausbau: ALL-IP ist zukunftsfähig und wird immer wieder durch zahlreiche neue Ideen verbessert und ergänzt. Profitieren Sie nicht nur von den Vorteilen, die es heute gibt, sondern auch von denen, die morgen kommen.

Nachteile von ALL-IP

Für die Nutzung von ALL-IP gibt es auch einige Hürden zu beachten:

  • Bandbreitenproblem: Gerade Unternehmen in ländlichen Regionen, die keinen passenden Internetanschluss mit genügend Bandbreite haben, können durch ALL-IP abgehangen werden. Wenn die aktuelle Bandbreite gerade so für das tägliche Geschäft über E-Mail und Browseranwendungen reicht, ist es utopisch anzunehmen, dass zusätzlich die Telefonie in adäquater Qualität über die Leitung zu managen ist.
  • Stromversorgung: Im Gegensatz zu ISDN besitzt das IP-Netz keine eigene Spannung. Im Falle eines Stromausfalls im Gebäude oder in der Region, ist die Nutzung des Internetanschlusses nicht mehr möglich und somit kann auch nicht mehr darüber telefoniert werden.
  • Fax-Problematik: Die Übertragung eines Fax-Dokuments unterliegt bestimmten Anforderungen. Im IP-Netz herrschen andere Übertragungsbedingungen als im ISDN, die den Fax-Versand stören. Auch Lösungsansätze, wie die Nutzung eines Protokolls namens T.38 für die Übertragung, können Störungen unterliegen, insbesondere, wenn Anbieter diesen Standard nicht unterstützen. Weitere Informationen dazu finden Sie in unserem Beitrage "Probleme mit Fax over IP".
  • Neu-Installation: Schwenkt man von einer analogen oder ISDN-Infrastruktur auf eine IP-Infrastruktur um, werden Neu-Installationen notwendig. Neben dem Kauf von IP-Telefonen, muss man bedenken, dass diese direkt mit einem Router oder einen Switch verbunden werden müssen. 

Was bedeutet ALL-IP für Unternehmen?

Gerade für Unternehmen kann die Umstellung von ISDN auf VoIP mit viel Aufwand verbunden sein, denn es wird eine ALL-IP-Telefonanlage benötigt. Der Aufwand kann sich aber gerade wegen der angebotenen Vorteile und Verbesserungen wirklich lohnen. fonial unterstützt Unternehmen beim Umstieg und bietet für kleine und große Unternehmen gute Lösungen. Bei Fragen steht Ihnen der Support zu den auf unserer Website angegebenen Zeiten gerne zur Verfügung. Alle Informationen, Tipps und Anleitungen können Sie auch im fonial Hilfebereich nachlesen. Für Unternehmen, die auf VoIP umsteigen möchten, gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. SIP-Trunk: Diese Technik ermöglicht es Ihnen eine bereits bestehende physische Telefonanlage weiterhin nutzen zu können. „SIP“ steht für „Session Initiation Protocol“. Dieses Internetprotokoll ist verantwortlich für den Auf- und Abbau von VoIP-Gesprächen. Voraussetzung, um Ihre Telefonanlage weiter nutzen zu können, ist, dass diese den SIP-Standard unterstützt. Durch SIP-Trunking wird zwischen dem Internet und dem Telefonnetz vermittelt, damit Internettelefonie stattfinden kann. Auch Telefonanlagen, die nicht SIP-fähig sind, können in manchen Fällen durch bestimmt Adapter auf den SIP-Standard gehoben werden. Ob das möglich ist, sollten Sie vorher bei Ihrem Hersteller überprüfen.
  2. Cloud-Telefonanlage: Bei einer cloudbasierten Lösung benötigen Sie keine stationäre Telefonanlage mehr. Der Dienst wird vollständig über die Cloud bezogen. Und auch alle Einstellungen können Sie von überall aus über den Webbrowser bedienen. Maximale Effizienz wird unterstützt durch viele praktische Funktionen, die die Unternehmenskommunikation deutlich verbessern können. Eine virtuelle Telefonanlage ist kostengünstig, sicher und modern. Zu den bereits bestehenden Funktionen kommen laufend mehr dazu. Die Cloud-Telefonanlage von fonial beispielsweise bietet über 100 Funktionen. Die Integration von Softphones erhöht die Mobilität eines Mitarbeiters und auch die Einbindung des Home Office stellt keine Probleme mehr dar. Telefonieren Sie von überall aus mit Ihrer Büro-Rufnummer und machen Sie Ihren Arbeitsalltag flexibler.

Vorbehalte gegen ALL-IP bei deutschen Unternehmen

Trotz der baldigen Abschaltung von ISDN zögern einige Unternehmen noch mit einer Umstellung auf IP-Telefonie. VoIP hat mit vielen Vorurteilen zu kämpfen. Oft wird die Technologie verbunden mit schlechter Sprachqualität oder als potenzielle Sicherheitslücke in Unternehmen angesehen.

„Letztlich setzen viele Technologien auf IP auf und die Umstellung ist ein wichtiger Schritt der Digitalisierung innerhalb der Unternehmen.“
- funkschau

Diese Vorwürfe sind ein Relikt aus alten Zeiten mit weniger Bandbreite und anderen Problemen. Heute stehen für VoIP viel höhere Bandbreiten zur Verfügung. Durch High-Definition-Voice haben Telefongespräche über das Internet eine exzellente Sprachqualität. Auch wenn viele Unternehmen noch an ISDN festhalten, ist ALL-IP die Zukunft in Deutschland. Viele Vorbehalte sind unbegründet, sich auf etwas Neues einlassen zu können ist ein wichtiger Schritt für ALL-IP.