04. Mai 2016 (aktualisiert am 02. August 2023)      Erstellt von Jennifer Schmitz      ALL-IP

ALL-IP: So stellen Sie Ihr Unternehmen um

So geht es nach der Umstellung auf VoIP weiter

2018 wir das ISDN-Netz der Telekom abgeschaltet. Diese Ankündigung gibt es nun schon seit geraumer Zeit.

"Die Telekom stellt alle Standard- und Universal-Anschlüsse bis 2018 auf die neue IP-Technologie um (IP steht für Internet-Protokoll). Durch die Umstellung wird die gesamte Netzinfrastruktur deutlich leistungsfähiger und vor allen Dingen zukunftssicher." - so die Deutsche Telekom zur Netzumstellung.

Laut einer Umfrage des DVPT scheint dies jedoch noch nicht in den Köpfen der Unternehmen angekommen zu sein: Weniger als die Hälfte arbeiten aktiv an der ALL-IP-Umstellung, jedes sechste Unternehmen hat sich noch gar keine Gedanken zu dem Thema gemacht. Dieselbe Anzahl möchte sich erst mit der Abschaltung 2018 mit einem Wechsel beschäftigten. Ein Wechsel der kompletten Infrastruktur ist jedoch nicht „mal eben so“ erledigt. Unternehmen müssen sich jetzt mit der ISDN-Abschaltung befassen und einen Plan für die Zukunft schmieden. 

Was ist ALL-IP?

Zum Einen wird die Telefonie auf "IP" umgestellt. Das heißt, dass diese über das Internetprotokoll funktioniert und so "Voice over IP" (Sprache über Internet-Protokoll) genannt wird. Dies ist nur ein Teil der ALL-IP-Umstellung. "ALL-IP" wird die Umstellung der bisherigen Übertragungstechnologien im Telekommunikationsnetz genannt. Nicht nur die Telefonie fällt darunter, sondern beispielsweise auch die Übertragung bei Diensten wie Fernsehen, Mobilfunk, Fax uvm.

Wieso wird ISDN abgeschaltet?

Das ISDN-Netz ist mittlerweile veraltet. Die Wartung, inklusive der Ersatzteilknappheit, sowie der Betrieb ist kostspielig geworden – gerade im Hinblick auf den Parallelbetrieb des Internets. Über das Internet lassen sich sämtliche Medien (inklusive Sprache) per Datenpaket übertragen. Die entstehenden Konvergenzen bedeuten ein erhebliches Kosteneinsparpotenzial und Erleichterung in der täglichen Arbeit. Beispielsweise kann die Telefonie über VoIP einfacher in die Computerumgebung eingebunden werden.

Für Netzbetreiber ist der Parallelbetrieb mehrerer Netze so zu kostspielig. Da die Aufgaben, die ISDN vorher erledigt hat nun auch über das Internet erledigt werden können, macht das Betreiben beider Netze nur noch wenig Sinn. 

Ist 2018 zum Stichtag meine ISDN-Leitung dicht?

Kalender: 2018 als Stichtag der ALL-IP-UmstellungNein, einen wirklichen Stichtag für alle gibt es nicht. Die Telekom ist schon seit Jahren dabei, geographische Bereiche nach und nach abzuschalten. Natürlich muss sie dabei informieren: Steht die ISDN-Abschaltung in Ihrem Bereich an, so erhalten Sie ein Informationsschreiben sowie, in der Regel, ein Angebot in einen IP-basierten Vertrag zu wechseln. Nur, wo die Telekom die ALL-IP-Anschlüsse nicht bereitstellen kann, steht sofort eine Kündigung ins Haus. 

Sie können sich dann entscheiden, ob Sie dem Angebot zustimmen. Natürlich gilt dies dann als neuer Vertrag, sodass Sie auch wieder über die Laufzeit an den Anbieter gebunden sind. Um ein Weiterführen des alten Vertrags mit den entsprechenden Modalitäten handelt es sich dabei nicht. 

Möchten Sie sich um einen anderen Anbieter kümmern, so steht Ihnen frei, dies zu tun. Da die Telekom den Vertragsgegenstand nicht aufrecht erhalten kann, haben Sie in der Regel ein Sonderkündigungsrecht. 

Etwas tun sollten Sie aber in jedem Fall: Melden Sie sich bei der Telekom nicht zurück, beispielsweise, indem Sie den neuen Telekom-Vertrag annehmen, so droht die Zwangskündigung und Sie stehen ohne Telefonie da.

Fakt ist: Sie können auch nach 2018 Ihre ISDN-Telefonanlage weiter betreiben. Zwar stellt die Telekom dann alle Geschäftskundenanschlüsse auf ALL-IP um, doch gibt es zahlreiche Alternativanbieter, die noch einen gewissen Zeitraum ISDN für Geschäftskunden anbietet. Doch steht die ISDN-Abschaltung auch dort bevor. Wer langfristig planen und zukunftssicher sein möchte, setzt schon jetzt auf eine VoIP-Lösung.

Aktueller Stand der ALL-IP-Umstellung

Wie schon erwähnt, war ein verbindlicher Stichtag nicht leicht festzumachen - jedoch ist jetzt ein Meilenstein abgeschlossen. Im Mai 2020 meldeten die Telekom und alternative Telekommunikationsanbieter die Umstellung von rund 1,5 Millionen DSL-Datenanschlüsse auf das Internet-Protokoll als abgeschlossen. Es laufen nun alle DSL-Anschlüsse über das zukünftige IP-Netz und sind somit auf dem neusten Stand der Internettechnologie.

Das Projekt ALL-IP-Umstellung läuft schon seit dem Jahr 2015. In mehreren Etappen nahm die Deutsche Telekommen gemeinsam mit weiteren Telekommunikationsunternehmen die Umschaltung auf das Internet-Protokoll (IP) vor. Es soll noch die Migration der reinen Sprachtelefon- und ISDN-Mehrgeräteanschlüsse ohne DSL-Datenanteil bis Ende 2020 folgen. Diese sei schon im Gange, weshalb bis Ende 2020 mit einem endgültigen Abschluss der ALL-IP-Umstellung zu rechnen ist.

Wie geht es nach der Umstellung auf ALL-IP weiter?

Haben Sie sodann einen IP-basierten Vertrag, so läuft die Telefonie über Ihren DSL-Anschluss. Aus diesem Grund werden die Telefone auch an das Internet angeschlossen - sofern Sie damit kompatibel sind. Es ist möglich, dass Sie neue VoIP-fähige Endgeräte benötigen. Bei diesen besteht kein Unterschied zu herkömmlichen Telefonen, sie werden lediglich nicht mehr an den Analog- oder ISDN-Anschluss angeklemmt, sondern über das Internetkabel an den Router. IP-Telefone sind in jedem Fall für jeden Geschmack und Geldbeutel zu haben. 

Im Gegensatz zur analogen oder ISDN-Telefonie ist nun kein Splitter mehr nötig, der die Frequenzbereiche von Telefonie und Internet trennt - die Telefonie funktioniert ja nun auch über das Internet. Natürlich erfolgt trotzdem eine Übergabe in das öffentliche Telefonnetz: Sie sind weiterhin aus allen Netzen zu erreichen und können in alle Netze telefonieren.

Mehrere Wege führen zum Umstieg auf VoIP 

Nun gibt es nicht „die eine Lösung“, wie die Umstellung auf VoIP gemeistert werden kann. Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Wechsel entweder schrittweise oder gleich komplett durchzuführen.

Möglichkeit #1: ISDN over IP

Für Unternehmen, die erst vor Kurzem in neue Anlagenhardware investiert haben, ist eine radikale ALL-IP-Umstellung natürlich im finanziellen Sinn sowie im Sinne des Aufwands schmerzhaft. Dafür gibt es ein Angebot, das sich ISDN over IP nennt. Hierbei handelt es sich um eine ISDN-Leitung, die auf dem Internet Protokoll (IP) basiert. So erhält man sozusagen eine hybride Lösung, die den Umstieg auf VoIP Schrittweise einleitet. Ein Telekommunikationsunternehmen, das diese Lösung anbietet, ist die plusnet GmbH. Eine langfristige Lösung ist dies aber auch nicht, denn irgendwann ist natürlich die ISDN-Technik veraltet und eine Reparatur oder Neubeschaffung wird kostenintensiv oder sogar unmöglich.

Möglichkeit #2: SIP-Trunk

Beim SIP-Trunking hosted das Unternehmen seine eigene IP-basierte Telefonanlage. So können IP-basierte Telefonanlagen mehrere gleichzeitige IP-Sprachverbindungen für die Unternehmensnebenstellen mit einem Provider aufbauen. Diese Anlage ist mit einem SIP-Account an das Telefonnetz angeschlossen..

Der Vorteil: Über das Direct Dial In (direkte Durchwahl) erhalten Endgeräte, wie bei ISDN-Anlagen üblich, eine eigene, anwählbare Durchwahl. Die Telefonanlage ist mit einem einzigen SIP-Account beim Provider angemeldet.  Im Vergleich: Die Regel beim SIP-Verfahren ist, dass jedes Endgerät ein eigenes SIP-Konto benötigt

Möglichkeit #3: Virtuelle Telefonanlage

Eine virtuelle Telefonanlage ist für alle Unternehmen zu empfehlen, die Ihre Telefonanlage nach der Umstellung nicht mehr selbst hosten möchten. Hardware und Wartung fallen so nicht mehr in den Zuständigkeitsbereich des Unternehmens, sondern wird von dem Anbieter über ein Rechenzentrum dargestellt. So entstehen erhebliche Kosteneinsparpotenziale. Nebenbei erhalten Sie einen großen Funktionsumfang, den Sie ganz einfach über Ihren herkömmlichen Webbrowser konfigurieren können. Insbesondere die Flexibilität solcher virtuellen Telefonanlagen ist hier herauszustellen: Im Gegensatz zu herkömmlichen Telefonanlagen sind Konfigurationen schneller und einfacher zu treffen. Rufnummern und Optionen können flexibel und ohne Mindestlaufzeit hinzugebucht oder deaktiviert werden. Für eine virtuelle Telefonanlage benötigen Sie lediglich einen Internetanschluss. Telefonieren können Sie über IP-Telefone, Computersoftware, Smartphone-Apps oder auch analoge Geräte, die Sie mittels Adapter oder Router (wie bspw. die Fritzbox) VoIP-fähig machen.

Fazit: Das Sprichwort „Viele Wege führen nach Rom“ gilt auch für die ALL-IP-Umstellung. Klar ist aber: Eher früher als später sollte sich jeder mit der ISDN-Abschaltung beschäftigen und die persönlich beste Lösung herausfinden.


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